Sicherlich fragst du dich, was der Unterschied zwischen introvertiert oder extrovertiert ist. Dazu eine Geschichte:
Ich kann mich noch gut an ein Vorstellungsgespräch in einer Tankstelle erinnern, wo ich ca. 18 Jahre alt war. Da fragte mich der Personaler: „Wissen Sie, was Extrovertiert bedeutet? Sie sind es jedenfalls nicht.“ Damals war ich einfach nur geschockt und konnte dem nicht wirklich etwas entgegenbringen. Kann denn eine introvertierte Person nicht an einer Tankstelle arbeiten? Später habe ich sogar an einer Tankstelle gearbeitet und mich gefragt: „Höh, geht doch auch als introvertierte Person?“
Du siehst mit diesem Beispiel, dass leider noch viel zu viele Vorurteile herrschen und das auf beide Seiten. Für mich sind Extrovertierte und Introvertierte so gut, wie sie sind. Sie dürfen sie selbst sein! Mit all ihren Stärken und Schwächen. Im nächsten Abschnitt gehe ich auf die Definition ein.
Definition Extraversion vs. Introversion
In der Psychologie prägte Carl Gustav Jung die Begriffe Introversion und Extraversion. Es sind gegensätzliche Merkmale, die unser Verhalten in sozialen Situationen prägen. Extrovertiert zu sein bedeutet, dass diese Menschen lebhaft, abenteuerlustig und gesellig sind. Studien der Gehirnforschung zeigen, dass diese Personen mehr Dopamin produzieren, auch bekannt als Glückshormon, das auch beim Sport ausgeschüttet wird. Menschen, die extrovertiert sind, blühen in sozialen Situationen auf und zeigen oft Herzlichkeit, Fröhlichkeit und Abenteuerlust. Gleichzeitig besitzen sie häufig eine dominante Seite, die im Arbeitsumfeld vorteilhaft sein kann.
Im Gegensatz dazu sind introvertierte Personen eher ruhig, zurückhaltend, ernsthaft und brauchen für sich Zeit allein. Sie arbeiten lieber fokussiert und in einem eigenen Raum oder mit wenigen Menschen, nehmen in größeren Gruppen oft die Rolle des Beobachters ein und tanken ihre Energie durch das Alleinsein oder durch tiefe Gespräche mit vertrauten Personen. Introversion sollte nicht mit Schüchternheit verwechselt werden, sondern bezieht sich auf die Fokussierung nach innen und die Vorliebe für weniger soziale Interaktionen.
Jetzt frage ich mich hier: Sind wirklich alle extrovertierten Personen immer aktiv und gesellig? Und alle Introvertierten immer ruhig und ernst? Wahrscheinlich nicht, denn es gibt unterschiedliche Ausprägungen und Menschen können einfach nicht in verschiedene Schubladen geschoben werden.
Persönlichkeitsmerkmale von Extrovertierten
Extrovertierten Menschen wird nachgesagt, dass sie gerne auf Menschen zu gehen, sich mehr trauen, das anzusprechen, was sie wollen, gerne in Gesellschaft sind und daraus ihre Energie ziehen. Im Berufsleben verschafft es ihnen Vorteile, um mögliche Sachen anzusprechen, die nicht passen und als Führungskraft agieren zu können. Sie geben sozusagen ihre Energie nach außen und leben auch davon, aus der Außenwelt Kraft zu sammeln.
Jedoch kann extrovertiertes Verhalten auch in das Gegenteil überschwappen. Wenn jemand zu gesprächig ist oder sich immer wieder in den Mittelpunkt stellt und kein Blatt vor den Mund nimmt, kann es sein, dass andere davon genervt sind. Manchmal handeln extrovertierte Menschen auch zu übereilt und schießen vielleicht dann ein Projekt ins Aus.
Eigenschaften von Introvertierten
Introvertierte richten ihre Energie nach innen und sind ruhig und denken erst nach, bevor sie sich einbringen. Das wirkt auf andere besonnen. Sie müssen nicht in einem Team arbeiten oder in einem kleinen Team, wo sie sich wohlfühlen. Dabei unterstützen sie gerne im Hintergrund und arbeiten mehr in die Tiefe. In Gesprächen beobachten sie erst einmal und bringen sich dann ein, wenn es wirklich wichtig ist. Andere schätzen an ihnen, dass sie gute Zuhörer sind und vertrauenswürdig.
Jedoch kann dieses Beobachten zu lange dauern und sie kommen gar nicht mehr zu Wort. Manchmal wirken Introvertierte auf andere Leute arrogant, da sie nicht gleich etwas zu sagen haben. Sie stellen sich meist selbst unter den Scheffel und leben nicht ihre Stärken aus, da sie zu viel nachdenken. Da sie gerne für sich sind, kann es sein, dass sie sich von ihren Mitmenschen abkapseln. Introvertierte scheuen sich auch davor, zu viele Reize zu empfangen. Für sie ist ein ruhiger Ort, an dem nicht viele Menschen sind, zum Wohlfühlen besser geeignet.
In der Gesellschaft wird immer wieder gesagt, dass Introvertierte aus sich herausgehen und gesprächiger sein sollen. Daher fühlen sich diese Menschen oft benachteiligt und nicht wohl in ihrer Haut. Sie fühlen sich anders und sehen nicht ihrer Stärken. Nur weil sie eher nach innen gekehrt sind, heißt das nicht, dass introvertierte Personen nicht gut genug sind. Sie haben ihre eigene Art und es gibt keiner schlechter oder besser von Extro- und Introversion.
Aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen arbeite ich lieber allein und fühle mich in einer kleinen Gruppe von etwa 2-5 Personen wohl. Ich habe eine rege Gedankenwelt und brauche Zeit, um Antworten zu formulieren. In einem Meeting mit Fremden beobachte ich zuerst die anderen und höre zu, bevor ich mich beteilige. Es dauert eine Weile, bis ich mich öffne. Ich habe auch Schwierigkeiten, meine Gedanken schnell genug zu formulieren und das endet oft damit, dass ich nichts sage.
Unterschiede zwischen Introvertierten und Extrovertierten
Introvertiertheit und Extrovertiertheit sind zwei entgegengesetzte Pole. Extrovertierte brauchen Gesellschaft und sind lebhaft, gesellig und lieben die Interaktion mit anderen Menschen. Sie fühlen sich wohl in sozialen Gruppen und schätzen die Aufmerksamkeit. Introvertierte Personen hingegen sind ruhiger, zurückhaltender und ziehen das Alleinsein vor. Sie haben eine Gruppe an engen Freunden. Sie tendieren dazu, eine beobachtende Position in größeren Gruppen einzunehmen und konzentrieren sich lieber auf Einzelaktivitäten.
Allgemein kann gesagt werden: Extrovertierte sind offener und lieben die Gesellschaft und Introvertierte sind eher für sich und fühlen sich in einem kleinen Kreis wohl.
Das Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit
Das Fünf-Faktoren-Modell (auch Big Five Modell genannt) der Persönlichkeit ist eines der bekanntesten Modelle zur Beschreibung individueller Persönlichkeitsmerkmale. Neben der Extraversion umfasst es weitere vier Faktoren, die die Persönlichkeit eines Menschen prägen: Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit und Neurotizismus.
Extraversion und Introversion repräsentieren dabei die beiden entgegengesetzten Pole des Modells. Trotz dieser Gegensätze befinden sich die meisten Menschen auf einer Skala zwischen Extraversion und Introversion und weisen unterschiedliche Ausprägungen dieser Persönlichkeitsmerkmale auf. Das Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit bietet eine umfassende Betrachtung der individuellen Merkmale und ermöglicht es, die Vielfalt der menschlichen Persönlichkeit besser zu verstehen. Du siehst hier schon, dass nicht alles Schwarz oder Weiß ist, sondern viele Farben und Facetten enthält und ein Modell nicht immer alles beleuchten kann.
Ausprägung von Introversion, Extraversion und ambivertiert
Wie du vielleicht bereits im Fünf-Faktoren-Modell gesehen hast, zeigen sich die Eigenschaften in verschiedenen Variationen. Es gibt keine rein extrovertierten oder introvertierten Personen, viele befinden sich eher im Mittelbereich und werden heutzutage als ambivertiert bezeichnet.
Das kann ich nur bestätigen. Obwohl ich introvertiert bin und keine großen Gruppen mag, könnte ich mir vorstellen, auf einer Bühne zu stehen. Ich liebe es, Videos zu erstellen, um mich auszudrücken und meine potenziellen Kunden besser kennenzulernen. Es macht mir einfach Spaß und ich fühle mich dadurch näher an meiner Community. Wenn ich mich in einer Gruppe wohlfühle, kann es auch vorkommen, dass ich mit anderen Menschen ins Gespräch komme.
Bei Extrovertierten kann es auch mal sein, dass sie einfach Ruhe benötigen und nicht immer auf Partys oder Ähnliches gehen wollen. Sie haben manchmal auch vor gewissen Personen Respekt und können in dieser Situation zurückhaltend sein.
Jedoch kann gesagt werden, dass die Persönlichkeitsmerkmale im Rest des Lebens stabil bleibt und sich nur noch minimal ändert. Extreme Introversion oder Extraversion kommt eher nicht so häufig vor. Es ist meistens zwischen diesen beiden Ausprägungen anzutreffen, sozusagen die sog. Ambiversion. Viele Menschen haben beide Anteile in sich, die unterschiedlich schwach oder stark ausgeprägt sind. Die einen sind eher introvertiert und die anderen eher extrovertiert.
Einfluss von Genen und Umwelt auf die Persönlichkeit
Die Persönlichkeit wird sowohl von genetischen Faktoren als auch von Umwelteinflüssen beeinflusst. Dies gilt auch für die Merkmale der Extraversion und Introversion. Etwa die Hälfte der Persönlichkeitstendenzen in Bezug auf Extraversion und Introversion ist genetisch bedingt, während die andere Hälfte von Umwelteinflüssen geprägt wird.
Die genetische Veranlagung zur Extraversion oder Introversion wird von den Eltern weitergegeben. Studien haben gezeigt, dass bestimmte Gene mit den Persönlichkeitsmerkmalen der Extraversion und Introversion in Verbindung stehen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese genetische Veranlagung nicht endgültig ist und nicht allein das Verhalten einer Person bestimmt.
Äußere Einflüsse spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Persönlichkeit. Erfahrungen, Lebensbedingungen und das soziale Umfeld haben einen großen Einfluss auf die Ausprägung der Extraversion und Introversion. Menschen, die in einem geselligen und extrovertierten Umfeld aufwachsen, können dazu neigen, extravertierter zu sein, während introvertierte Menschen sich in Umgebungen, die weniger sozial interaktiv sind, möglicherweise wohler fühlen.
Es ist auch wichtig zu beachten, dass Genetik und Umwelt sich gegenseitig beeinflussen. Die Umwelt, in der eine Person aufwächst und lebt, widerspricht sich oft mit den genetischen Eigenschaften einer Person. Zum Beispiel kann eine introvertierte Person eher dazu neigen, ruhigere und zurückgezogenere Umgebungen zu suchen, die ihren genetischen Neigungen entsprechen.
Wie zeigt sich der Unterschied im beruflichen Umfeld?
Extrovertierte Personen findest du meistens an Führungsstellen oder als Leiter eines Teams. In der Regel ist es so, dass sich diese Personen besser behaupten können und daher eher mit solchen Positionen betraut werden. Sie arbeiten gerne im Team und plaudern auch schon mal ein Weilchen.
Introvertierte Menschen neigen dazu, nicht ihr Können zu zeigen und im Hintergrund zu arbeiten. Sie sind meistens gute ausgebildete Personen, die selbst aber ihre größten Kritiker sind. Weil sie sich eben nicht so viel einbringen, wirken sie auf andere unnahbar und zeigen ihre Expertise nicht.
Daher halte ich es für notwendig, gerade diese Personen zu fördern und in einem persönlichen Gespräch herauszufinden, was sie wollen und ob sie vielleicht auch einer Führungsposition interessiert sind. Auch zurückhaltende Menschen können gute Chefs/Chefinnen sein, auf ihre eigene Art. In den meisten Fällen kommen sie nicht von selbst auf einen zu, um z. B. Verbesserungsvorschläge zu machen, da sie sich nicht trauen oder niemanden nerven wollen.
Introvertierte Personen sind meist von einer Selbstständigkeit abgeschreckt, da sie damit Kundenakquise verbinden und sich zeigen müssen.
Du willst mehr Tipps dazu, wie du das finden kannst, was dir Spaß macht? Hier geht es zum Artikel „Finde deine Berufung“.
Fazit
Es können die unterschiedlichen Persönlichkeitstypen nicht in eine Schublade gesteckt werden. Auf beiden Seiten gibt es Menschen, die z. B. Eigenschaften von Introvertierten haben und umgekehrt. Zwar ist ein Teil auch genetisch bedingt, aber das Umfeld hat auch einen Einfluss auf gewissen Verhaltensweisen.
Daher ist kein Mensch besser oder schlechter, das ist hier wichtig zu betonen. Jeder hat Stärken und Schwächen und es wäre schön, wenn in Zukunft Unternehmen auch mehr auf die Bedürfnisse von Introvertierten achten würden und Vorurteile entkräftet werden. Es ist doch super, wenn in einer Firma unterschiedliche Persönlichkeiten arbeiten und sich ergänzen.
Und auch als introvertierte Person kannst du eine Führungskraft sein oder dich selbstständig machen. Daher lass dich nicht davon abhalten, wenn du mit dem Gedanken spielst, z. B. als virtuelle Assistenz dich selbstständig zu machen. Gehe deinen Weg und mache das, was dich glücklich macht!
Gerne kannst du auch Persönlichkeitstests im Internet machen, um dich selbst besser kennenzulernen. Das hilft ungemein, wenn du manchmal nicht weißt, warum du so tickst.
Sowohl introvertierte als auch extrovertierte sind genauso gut, wie sie sind. Hier gibt es kein besser und schlechter. Daher lässt sich das auch nicht pauschal in Schubladen schieben. Jede Person ist unterschiedlich und ich finde, das macht es doch so spannend. Gene und Umwelt beeinflussen, in welche Richtung du dich bewegst. Daher: Höre auf dich selbst und zwinge dich nicht in eine Rolle rein, die dir vielleicht nicht zusagt. Du sollst dir selbst gefallen und nicht anderen.
Du benötigst als introvertierte Frau Unterstützung und möchtest dich selbstständig machen oder spielst mit dem Gedanken? Dann schreibe mir gerne eine E-Mail oder vereinbare ein kostenloses Erstgespräch. Ich freue mich auf dich.