Kennst du das Gefühl, wenn du etwas Neues starten willst, und plötzlich meldet sich eine innere Stimme, die dich zurückhalten will? Die lieber im Alten verharren möchte? Und dann nagen auf einmal Zweifel an dir…

Genau so ging es mir in letzter Zeit. Denn ich stehe kurz vor einem großen Schritt: meiner Auswanderung nach Spanien und der Entscheidung, mich voll und ganz meiner Selbstständigkeit zu widmen.

Der innere Konflikt nach der Kündigung

Ende März kündigte ich meinen Teilzeitjob im öffentlichen Dienst zum 30.06.2025. In meiner Vorstellung: Jippie, endlich bin ich frei! Die Realität: Hm, irgendwie fühlt es sich gar nicht gut an. In drei Monaten habe ich kein geregeltes Einkommen mehr. Und was kommt danach? Meine Selbstständigkeit läuft noch nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Muss ich dann doch wieder einen „Hilfsjob“ im Call-Center annehmen (ich habe damit Erfahrung, und es war keine schöne Zeit)?

Dann begann der Kampf. Ich hatte auf nichts mehr Lust, keine Motivation für meine Selbstständigkeit. Mein Kopf sagte: „Du musst etwas tun – die Wohnung aufräumen, etwas posten.“ Stattdessen lümmelte ich auf der Couch herum, sah fern und hatte ein schlechtes Gewissen. Nicht einmal der Gedanke an das Meer und die Sonne in Altea konnte mich begeistern. Da war nur dieses Gefühl: Ich fühle mich komisch. Irgendwie wie unter einer schwarzen Wolke.

Ich war enttäuscht von mir selbst, denn ich verstand nicht, was gerade mit mir geschah. Rückblickend kann ich sagen: Da hat sich mein altes Ich gemeldet. Denn in München war es doch bequem: festes Einkommen, gewohnte Abläufe. Und all das wollte ich hinter mir lassen? Mein altes Ich schrie: „Nein, das will ich nicht!“

Kein Wunder also, dass mich mein Antrieb verlassen hatte. Irgendwann begann ich, es einfach zu akzeptieren. Auch Gedanken über die Welt kamen hinzu: Alles wird immer unsicherer, und ich kündige meinen sicheren Job im öffentlichen Dienst? Verrückt, oder?

Aber genau das ist es: Es ist okay, nicht dagegen anzukämpfen, wenn es mal nicht läuft. Dieser Kampf kostet so viel Energie. Als ich aufhörte zu kämpfen, ging es noch etwa eine Woche so weiter. Und dann kam es zurück: mein Feuer. Ich hatte plötzlich wieder Ideen für mein Business, mistete meine Wohnung aus und auch der Gedanke an Altea gab mir neue Kraft.

Das alte Ich und der Wunsch nach Sicherheit

In der Psychologie gibt es das Selbstkonzept: Es erklärt, wie wir uns selbst sehen. Es geht um Routinen, Muster und Glaubenssätze, die sich meist schon in der Kindheit geprägt haben. Wir erzählen uns eine Geschichte über uns selbst.

Das „alte Ich“ ist ein Modell aus der Persönlichkeitsentwicklung, um zu erklären, was uns unbewusst steuert. Es läuft automatisch im Hintergrund, spart Energie und will das Gewohnte nicht verlassen. Wenn wir dann aus der Komfortzone springen wollen, wehrt es sich. Denn das Unbekannte ist anstrengend.

Es ist der Wächter unserer alten Geschichte. Es will uns vor Enttäuschungen beschützen. Doch gerade in Veränderungsphasen ruft es Ängste hervor, Zweifel, innere Kritiker. Wie bei mir: Ich erstarrte, tat nichts mehr. Denn solange ich nichts tue, kann ja auch nichts schiefgehen. Oder?

Wenn es um Sicherheit versus Selbstverwirklichung geht, geraten wir oft in einen inneren Zwiespalt. Wir reißen etwas Vertrautes ein und betreten unbekanntes Terrain. Das kostet Kraft und Mut.

Ich stelle es mir so vor: Dein altes Ich und dein Zukunfts-Ich buhlen um dich. Und du stehst dazwischen, hin- und hergerissen. In meinem Fall wollte mein altes Ich etwas behalten, das mich längst nicht mehr glücklich machte: meinen Job als Sekretärin und das Leben in der Großstadt.

Der ambivalente Blick zurück: Es war ja nicht alles schlecht

Plötzlich fielen mir all die positiven Seiten an München und meinem Job ein: Die Wohnung ist doch eigentlich ganz schön, grün, hell, und die Vögel zwitschern. Der Blick auf die Straße ist doch nicht so schlimm. Und hey, Treppensteigen im 4. Stock ohne Aufzug macht mich richtig fit!

Auch die Arbeit erschien plötzlich nicht mehr so schlimm. Immerhin: ein sicheres Gehalt. Ja, langweilig und sinnlos, aber sicher. So schlimm wäre es doch gar nicht, wieder von 8 bis 16:30 Uhr zu arbeiten. Oder?

Stopp. Was denke ich da gerade? Ich war mittags oft so müde, rutschte in ein Boreout (Gegensatz zu Burnout, wenn man sich langweilt und keine Herausforderungen hat), ich entwickelte mich nicht mehr weiter. Das hat mich genauso ausgelaugt wie zu viel Stress.

Mein Geist wollte sich einfach an Altbekanntem festhalten. Nichts Neues wagen, denn das könnte anstrengend werden. Lieber bleiben, wo ich bin, auch wenn es mich unglücklich macht. Kennst du das?

Dann frag dich: Willst du so weiterleben, bis ans Lebensende?

Ich wusste: Diese Gedanken sind ein Hilfeschrei meines alten Ichs. Aber ich habe andere Pläne, und mit der Auswanderung und Selbstständigkeit rüttle ich mein altes Ich wach.

Wenn die Zweifel laut werden

Wenn du einen Neuanfang wagst, können solche Gedanken ganz normal sein. Lass dich davon nicht einlullen. Du darfst sie zulassen und solltest sie als Teil des Abschieds vom Alten betrachten.

In meinem Fall kamen Gedanken wie: Was, wenn ich mit meiner Selbstständigkeit scheitere? Wenn ich einen Call-Center-Job oder Putzjob annehmen muss, um über die Runden zu kommen? Das hatte ich alles schon, und ich will das nicht noch mal. Dann ist der Sekretariatsjob doch bequemer …

Was, wenn mich Altea enttäuscht? Wenn alles ganz anders ist als gedacht? Wenn wir scheitern und zurück nach Deutschland müssen?

Aber: Die Wohnung ist gekündigt. Der Job auch. Es gibt kein Zurück mehr. Und das ist gut so. Klar, ich hätte alles noch hinausschieben können. Doch irgendwann muss man springen, auch wenn das Eis unter einem knackt.

Wie heißt es so schön: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Und ich habe mich erinnert, warum ich das alles mache: Weil ich am Meer leben möchte. Weil ich mich dort wohlfühle. Weil ich tun möchte, was meiner hochsensiblen Scannerpersönlichkeit entspricht.

Ich will nicht weiter in München festhängen, in einem Job, der mich auslaugt. Und wenn du gerade selbst in Zweifel steckst, erinnere dich an dein „Warum“. Schreib es dir auf.

Schaue dazu auch gerne in meinen Blockartikel zum geringen Selbstwertgefühl rein.

Umgang mit dem inneren Widerstand

Was tun, wenn diese Gedanken auftauchen? Bei mir war es so: Ich habe zuerst gegen sie angekämpft und fühlte mich dadurch nur noch schlechter. Ich wurde zur Couch-Potato, sah Serien, tat nichts.

Irgendwann ließ ich alles zu. Ging durch die Täler. Und dann kam die Energie zurück. Ich konnte wieder anpacken. Natürlich kommen immer noch komische Gefühle, immerhin bin ich in München aufgewachsen und habe eine lange Zeit dort gelebt.

Deswegen: Nimm deine Gefühle an. Verdränge sie nicht. Hinterfrage alte Gedanken liebevoll:

  • Was fühlst du gerade wirklich?
  • Warum denkst du das?
  • Wovor beschützt es dich?
  • Was macht dir Angst?
  • Was könntest du gewinnen, wenn du losgehst?
  • Wenn keine Angst da wäre, was würdest du tun?
  • Was rät dir dein Zukunfts-Ich?

Mir hat geholfen: reden, spazieren gehen, lesen, Computerspiele, ein schöner Film. Was tut dir gut?

Die Erkenntnis: Der Weg ins Neue braucht Mut

Trotz aller Zweifel gehe ich diesen Schritt. Am 23.6.2025 fliege ich nach Spanien. Zurück gibt es dann nicht mehr.

Auch wenn noch nicht alles perfekt ist (Stromanschluss, Bürokratie, Selbstständigkeit), fühle ich: Altea ist mein neuer Ort. Ich bin gerade allein in München, mein Mann ist schon mit den Katzen voraus. Ich nutze die Zeit, um Abschied zu nehmen und mich mental vorzubereiten.

Mein Tipp: Wenn du etwas Neues beginnst, helfen Loslass-Rituale. Zum Beispiel: Steine beschriften mit Dingen, die du loslassen willst und ins Wasser wirfst. Ich werde das an der Isar machen. Schreib dir alles von der Seele, auch die Zweifel.

Vertrau dir. Du hast schon so viel geschafft. Warum nicht auch das?

Lese dir gerne dazu auch den Artikel über Neuanfänge bei einer beruflichen Veränderung durch.

Fazit: Ermutigung für andere Suchende

Die Quintessenz? Ich darf alle Gefühle zulassen. Ich muss nicht funktionieren. Und ich darf auch mal sagen: Der Neuanfang nervt und ich habe gerade keinen Bock darauf. Aber dann ist es wichtig, nach dieser Talfahrt wieder aufzustehen und neue Kraft zu schöpfen.

Denn auch im neuen Leben wird nicht jeder Tag schön sein. Das Leben ist ein Auf und Ab. Und Neues beginnt oft holprig.

Lass dich nicht von deinem alten Ich aufhalten. Es will dich nur schützen. Aber damit hindert es dich, das Neue zu erleben. Nimm es liebevoll an die Hand und geht gemeinsam los!

Wenn du bei deiner beruflichen Neuorientierung Unterstützung brauchst und nicht weißt, wohin du willst: Vereinbare ein Orientierungsgespräch oder schreib mir eine E-Mail. Ich begleite dich gern auf deinem Herzensweg.

Hier geht es auch zu meiner Podcastfolge zu diesem Thema:

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